Knowledge Sharing: Was kann "die Crowd" wirklich?
Man kann es kaum übersehen: Die Crowd drängt sich überall hinein. Crowdsourcing, Crowdworking, Crowdfunding, Crowdcreation, Crowdvoting, neuerdings sogar Crowdbutching (kollektives Erwerben eines Rindviehs zwecks gemeinsamen Verzehrs) - überall hat sie die Finger im Spiel. Arbeit, die bisher reale Menschen ganz normal erledigt haben, macht jetzt die Crowd - die neue, gehypte Kollegin, die alles weiss und alles kann?
Nicht ganz. Wie bei allen neuen Kolleginnen und Kollegen sollte man sich auch bei "der Crowd" fragen, was sie wirklich kann. Das hilft gewaltig beim richtigen Einsatz und vermeidet enttäuschte Erwartungen. Würde es mir gelingen, Peter Knogl vom Basler "Cheval Blanc", Drei-Sterne-Koch und gemäss Gault-Millaus erster Küchenmeister der Schweiz, zu überreden mein Auto zu reparieren, müsste man das als fehlgeleitete Ressourcenallokation erster Ordnung bezeichnen. Vor allem, wenn der eigentliche Werkstattmeister im Gegenzug versucht, uns ein Mittagessen zu kochen. Es reicht nicht, nur gut zu sein. Es kommt auch darauf an, worin. Das gilt auch für die virtuellen Teilnehmer der Sharing Economy.
"Die Crowd hat keine Ahnung" schreibt Niklas Wirminghaus in einem kürzlich veröffentlichten "GründerSzene"-Artikel, basierend auf der für viele ernüchternden Feststellung, dass per Crowdfunding finanzierte Unternehmen auch nicht weniger oft zugrunde gehen als alle anderen. Die Crowd scheint nicht besser zu sein in dem, was Ökonomen als "Entscheidungen unter unvollständiger Information" bezeichnen. Anders gesagt: Sie kann nicht hellsehen. Schade eigentlich.
Die Crowd hat auch ziemliche Mühe mit grossen Freiheiten umzugehen. Sie kann dann ganz schön verantwortungslos sein - und manchmal sogar ziemlich albern. Hätte man auf die Crowd gehört, wäre Pril heute mit dem Slogan "Schmeckt lecker nach Hähnchen" unterwegs, ein Teil der NASA International Space Station wäre nach dem Late Nigh-Comedian Stephen Colbert benannt und Durex hätte im Rahmen einer besonders kreativen Marketing-Kampagne einen Service für SOS-Kondome im muslimisch-konservativen Städtchen Batman (!) in der Osttürkei aufgezogen. In allen Fällen: PR-Desaster inklusive. Man sollte sich also gut überlegen, was man die Crowd fragt und welche Freiheiten man ihr lässt. Vor allem wenn die Crowd nicht selbst die Verantwortung übernehmen muss (was kollektiv sowieso eher schwierig ist), kann es sonst echt unangenehm werden.
Und ehrlich gesagt: Es gibt noch ein paar andere Dinge, die man besser nicht der Crowd überlassen sollte.
Was kann sie also, die neue Kollegin von der alle sprechen?
Betrachten wir's mal ganz nüchtern: Viele Leute wissen viel. Sie haben viel gesehen, viel erschaffen, viel erlebt - und viele Fehler gemacht. Je mehr man fragt, desto mehr von diesem Wissen kommt zusammen. Ziemlich trivial eigentlich, aber unglaublich mächtig. Wer sich heute ein Bild über die Landschaft machen will, in die er losmarschiert (bildlich gesprochen natürlich - für alles andere gibt's Googlemaps) fragt die Crowd. Es gibt kein besseres, umfassenderes und verlässlichere Mittel. Das musste inzwischen sogar die Ecyclopedia Britannica einsehen.
Genauso offensichtlich, aber noch wirkungsvoller: Viele Leute haben viele Ideen. Das öffnet den Horizont - oftmals über's Vorstellbare hinaus. Keine Ahnung zu haben kann der Crowd in diesem Fall ausgesprochen nützlich sein: sie weiss nicht, was man nicht darf, was man nicht kann und was man "schon immer so gemacht" hat. Das hilft ungemein gegen die Mittelmässigkeit - und im globalen Dorf locken mittelmässige Ideen niemanden mehr aus der Hütte.
Ganz besonders spannend wird's, wenn man die Crowd nicht als eine pampige Masse betrachtet, sondern als ein feingliedriges Gebilde aus ganz unterschiedlichen Gruppierungen, die in sich selbst wieder eine eigene Crowd sind. Dann wird die Ideensuche zu einem echten Vergnügen!
Fazit: Die Crowd kann nicht alles - Im Hellsehen beispielsweise oder im verantwortungsvoll sein hat sie Schwächen. Aber sie kann manches ganz besonders gut: uns mit Wissen und neuen Ideen zu versorgen und damit den Rahmen unserer eigenen Denke zu sprengen. Und genau dort sollten wir sie einsetzen und ohne Reue von ihr profitieren - als gemeinsamer Verzehr der kollektiven Intelligenz sozusagen...!
Nicht ganz. Wie bei allen neuen Kolleginnen und Kollegen sollte man sich auch bei "der Crowd" fragen, was sie wirklich kann. Das hilft gewaltig beim richtigen Einsatz und vermeidet enttäuschte Erwartungen. Würde es mir gelingen, Peter Knogl vom Basler "Cheval Blanc", Drei-Sterne-Koch und gemäss Gault-Millaus erster Küchenmeister der Schweiz, zu überreden mein Auto zu reparieren, müsste man das als fehlgeleitete Ressourcenallokation erster Ordnung bezeichnen. Vor allem, wenn der eigentliche Werkstattmeister im Gegenzug versucht, uns ein Mittagessen zu kochen. Es reicht nicht, nur gut zu sein. Es kommt auch darauf an, worin. Das gilt auch für die virtuellen Teilnehmer der Sharing Economy.
"Die Crowd hat keine Ahnung" schreibt Niklas Wirminghaus in einem kürzlich veröffentlichten "GründerSzene"-Artikel, basierend auf der für viele ernüchternden Feststellung, dass per Crowdfunding finanzierte Unternehmen auch nicht weniger oft zugrunde gehen als alle anderen. Die Crowd scheint nicht besser zu sein in dem, was Ökonomen als "Entscheidungen unter unvollständiger Information" bezeichnen. Anders gesagt: Sie kann nicht hellsehen. Schade eigentlich.
Die Crowd hat auch ziemliche Mühe mit grossen Freiheiten umzugehen. Sie kann dann ganz schön verantwortungslos sein - und manchmal sogar ziemlich albern. Hätte man auf die Crowd gehört, wäre Pril heute mit dem Slogan "Schmeckt lecker nach Hähnchen" unterwegs, ein Teil der NASA International Space Station wäre nach dem Late Nigh-Comedian Stephen Colbert benannt und Durex hätte im Rahmen einer besonders kreativen Marketing-Kampagne einen Service für SOS-Kondome im muslimisch-konservativen Städtchen Batman (!) in der Osttürkei aufgezogen. In allen Fällen: PR-Desaster inklusive. Man sollte sich also gut überlegen, was man die Crowd fragt und welche Freiheiten man ihr lässt. Vor allem wenn die Crowd nicht selbst die Verantwortung übernehmen muss (was kollektiv sowieso eher schwierig ist), kann es sonst echt unangenehm werden.
Und ehrlich gesagt: Es gibt noch ein paar andere Dinge, die man besser nicht der Crowd überlassen sollte.
Was kann sie also, die neue Kollegin von der alle sprechen?
Betrachten wir's mal ganz nüchtern: Viele Leute wissen viel. Sie haben viel gesehen, viel erschaffen, viel erlebt - und viele Fehler gemacht. Je mehr man fragt, desto mehr von diesem Wissen kommt zusammen. Ziemlich trivial eigentlich, aber unglaublich mächtig. Wer sich heute ein Bild über die Landschaft machen will, in die er losmarschiert (bildlich gesprochen natürlich - für alles andere gibt's Googlemaps) fragt die Crowd. Es gibt kein besseres, umfassenderes und verlässlichere Mittel. Das musste inzwischen sogar die Ecyclopedia Britannica einsehen.
Genauso offensichtlich, aber noch wirkungsvoller: Viele Leute haben viele Ideen. Das öffnet den Horizont - oftmals über's Vorstellbare hinaus. Keine Ahnung zu haben kann der Crowd in diesem Fall ausgesprochen nützlich sein: sie weiss nicht, was man nicht darf, was man nicht kann und was man "schon immer so gemacht" hat. Das hilft ungemein gegen die Mittelmässigkeit - und im globalen Dorf locken mittelmässige Ideen niemanden mehr aus der Hütte.
Ganz besonders spannend wird's, wenn man die Crowd nicht als eine pampige Masse betrachtet, sondern als ein feingliedriges Gebilde aus ganz unterschiedlichen Gruppierungen, die in sich selbst wieder eine eigene Crowd sind. Dann wird die Ideensuche zu einem echten Vergnügen!
Fazit: Die Crowd kann nicht alles - Im Hellsehen beispielsweise oder im verantwortungsvoll sein hat sie Schwächen. Aber sie kann manches ganz besonders gut: uns mit Wissen und neuen Ideen zu versorgen und damit den Rahmen unserer eigenen Denke zu sprengen. Und genau dort sollten wir sie einsetzen und ohne Reue von ihr profitieren - als gemeinsamer Verzehr der kollektiven Intelligenz sozusagen...!
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