By frank on Montag, 10. Februar 2014
Category: Management & Strategie

Beyond Masseneinwanderungsinitiative: Nationality is overrated.

Grenzen offen, Grenzen geschlossen, Grenzen durchlässig - das Thema werden wir wohl auch nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative durch das Schweizer Stimmvolk nicht los. Erstaunlich, wieviel Energie in den verschiedenen Lagern in die Abstimmung gesteckt wurde. Und fast unglaublich, wie viele Emotionen damit verbunden sind. Der Facebook-Traffic in der Schweiz hat sich seit den letzten 24 Stunden gefühlt vervierfacht. Mit durchaus spannendem, endlich mal engagierten Content. Ein bisschen weniger Farmville, ein bisschen mehr echtes Leben - ich glaub' das tut uns allen gut. Danke an die Initianten also schon mal, auch im Namen von Facebook.

Und jetzt? Soll man sich jetzt freuen oder traurig sein? Sich schämen oder fremdschämen oder triumphieren oder empören? Und über was genau - den Ausgang der Abstimmung oder die Reaktionen aus dem Ausland oder das, was jetzt so alles gepostet wird?!

Ziemlich komplex das ganze.

Aber nur mal so gefragt: Wie wichtig ist das Thema eigentlich wirklich? Schön und gut wenn wir wissen, wer in Zukunft rein oder raus darf in unsere Länder und wer nicht. Aber mal ganz ehrlich: Ist es wirklich in der Zukunft noch wichtig, vor oder hinter irgendeiner Grenze zu sein? Welche Rolle spielt's künftig, ob man im einen Land oder einem anderen ist? Kapital hält sich schon lange nicht mehr an Landesgrenzen und fliesst munter der besten Rendite hinterher. Und auch Arbeit fliesst immer freier, seit für die bestbezahlten Arbeiten Ort und Zeit keine wirkliche Rolle mehr spielen. Beispiel Besitzverhältnisse: Die hiesigen Grossunternehmen, allen voran die Grossbanken UBS und CS, gehören schon heute zu einem überwältigenden Teil ausländischen Investoren - und werden damit faktisch von ihnen beherrscht. Beispiel Domizil: Fiat, der grosse italienische Traditionskonzern, um dessen Sanierung mit so viel nationalem Herzblut gerungen wurde, ist demnächst ein in Grossbritannien domiziliertes Unternehmen nach niederländischem Recht und macht den Grossteil seines Umsatzes in den USA - das ganze immerhin auf italienische Art. Beispiel Wertschöpfung: Wo auf der Welt die Abermillionen Arbeitsstunden geleistet werden, die tagtäglich in unzählige Open Source-Projekte fliessen und damit den ITC-Markt beherrschen, weiss kein Mensch. Scheint auch keinen zu interessieren.

Da ist einiges im Umbruch, wie es aussieht.

Es scheint so, dass sich die Muster und Strukturen der neuen Arbeitswelt nicht mehr wirklich an Landesgrenzen und Reisepässen orientieren, sondern dass sich - einfach weil's möglich geworden ist - die Gruppierungen der Zukunft mittels intelligenter Vernetzung genau so formieren, wie es für die Beteiligten den meisten Nutzen bringt. Das bringt Effizienz - und Effizienz bedeutet Kapitalbildung. Solche wirksam funktionierenden Gebilde, Gruppierungen und Communities, die sich quer über Landesgrenzen und Nationalitäten erstrecken, werden outperformen in der Arbeitswelt von morgen. Und dort, wo dauerhaft outperformed wird, ist Wohlstandsbildung unvermeidlich. Wohlstandsbildung in diesen Communities.

Welche Rolle spielt dann noch der Standort, das Territorium, das Land, in dem ich lebe? Wirtschaftlich vermutlich keine besondere mehr. Man lebt dann einfach dort, wo's einem am besten gefällt. Und das ist meistens zuhause.

Deshalb bin ich nicht wirklich aufgeregt über den Abstimmungssonntag - sondern freue mich mit Facebook und Consorten über den höheren Traffic im Internet und baue mit meinen Kollegen und allen Mitgliedern des Netzwerks fleissig weiter an dieser Community hier, die uns das Outperformen in der neuen Arbeitswelt lehren soll.

Und damit rechnen wir uns eine reale Chance auf ein Stück Heimat aus - auch morgen noch.

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