Kritik nervt. Die Welt wäre schöner ohne Kritiker - friedlicher, harmonischer - und vor allem hätte man weniger zu tun. Dass Hauptübel von Kritik ist nämlich: Sie macht Arbeit. Man muss sie erstens verstehen (glücklich, wer bereits hier scheitert), man muss sie zweitens entkräften und anschliessend drittens dem Kritiker in ausreichend nachdrücklicher Form zurückgeben, um zukünftigen Attacken von Besserwisserei, Belehrung und sonstigem destruktivem Einfallsreichtum vorzubeugen. Der Kritiker wird den Künstler in seiner Genialität nie verstehen - man sollte ihn deshalb rechtzeitig ausschalten.

Was soll auch die ganze Kritisiererei? Was wir machen, können wir schliesslich. Und hätten wir's anders gewollt, hätten wir's anders gemacht. Basta.

Nun gibt es dazu ein grosses Wort, das der - sonst völlig überschätzte - Underground Writers Victor P. Lupoff einmal gelassen ausgesprochen hat: "Du willst nichts lernen, du willst wissen. Du willst nichts bekommen, du willst besitzen. Du willst nichts werden, du willst sein. Und deshalb lernst du nichts, bekommst du nichts und wirst du nichts."

Klingt einfach - ist aber im Ergebnis vernichtend. Nichts werden - das kann es auch nicht sein. Sollte man also doch zwischendurch hinhören, was da so über uns und unser Wirken gesagt wird?

Kritik, oder nennen wir's Kommunikation vermeintlicher Verbesserungspotenziale: Das Nadelöhr, die enge Pforte auf dem Weg zu verbesserten Zuständen, mehr Effizienz, höheren Erträgen und zu allem, was einen sonst von Herzen glücklich macht. Wenn's hier klemmt, wird nichts besser.

Wieso aber diese ewige Kluft zwischen Kritikern und Künstlern, zwischen Unternehmensberatern und Geschäftsleitung und zwischen allen sonstigen Lebens- und Existenzformen, die es wagen, sich gegenseitig die Wahrheit zu sagen? Wieso endet Kritik so erstaunlich selten in dem, was sie bewirken will: in Handlung, in Verbesserung von Situationen, in einer - wunderbar pathetisch - ansatzweise besseren Welt?

Man wird das Problem nicht vollständig lösen können. Nicht einmal in diesem Blog. Aber eines steht fest: Jede noch so kleine Verbesserung der Kritikfähigkeit - des Kritikflusses durch diese Engstelle also - trägt dazu bei, dass es besser wird.

Und das ist ein Ansatzpunkt.

Verbesserung der Kritikfähigkeit ist - um den Faden vom letzten Artikel aufzunehmen - eine direkte Variable. Daran kann man arbeiten. Man kann sie verbessern auf der Seite des Senders (beispielsweise mit diesem Buch), weil  jede schlecht gesendete Kritik den Kanal sofort verstopft. Und man kann sie verbessern auf der Seite des Empfängers, weil der mit dem richtigen Ohr hören muss. Man kann darüber lesen, man kann's schulen, man kann's trainieren und man kann sich's zu Herzen nehmen. Das Schöne dabei: Kritik offen anzunehmen kann zunächst ein einmaliges Ereignis sein - und schon kann sich für einmal etwas bewegen.

Das ist ein vergleichsweise kleiner Schlüssel für ziemlich viele grosse Türen...!

Reicht das als Rüstzeug für's einen offenen Blick auf's Crowdsourcing, bei dem sich irgendwelche Aussenstehenden erdreisten, fremden Unternehmen (die sie überhaupt nicht kennen und verstehen) kluge Ratschläge zu geben zu Themen, von denen sie keine Ahnung haben - nur damit man ihnen nachher mühsam klarmachen muss, dass man's anders gemacht hätte, wenn man's anders gewollt hätte?!

Eben, genau das meine ich.

Schön natürlich für die, die schon alles wissen, alles besitzen und alles sind. Aber die sind immer schwer damirt beschäftigt, die lästigen Kritiker loswerden.

Das Leben ist nicht fair.

Beste Grüsse.

Frank