Liebe omanet-Community!

Heute ist Freitag - und Freitag ist Grenztag! Hier treffen die beiden grundsätzlichen Formen menschlicher Existenz aufeinander: Der geprügelte und ausgemergelte Homo laborans gibt mit letzter Kraft dem vitalen und lebensfreudigen Homo ludens - dem Wochendenmenschen sozusagen - die Klinke in die Hand. Ein Zustandswechsel der besonderen Art, der - wie jede Veränderung - empfänglich für Neues macht.

Diese besondere Situation aufs beste und gründlichste auszunutzen wird nun Gegenstand von omanet's Freitag sein. Diese wöchentliche Beitragsserie wagt den Spagat in beide Welten: genug Know-how rund um Crowdsourcing und Management Innovation zu vermitteln einerseits - und dabei nicht blass zu wirken im direkten Vergleich mit dem bevorstehenden Wochenende andererseits. Das ganze wird jeweils aus einem Schwerpunktthema sowie einem kurzen Wochenrückblick aufgebaut sein. Ob der angekündigte Spagat gelingt, wird dann ja aus Euren Bewertungen abzuleiten sein.

Nun also zum Wochenthema:

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Was bewirkt das Web 2.0 ganz allgemein und Social Networks im Speziellen in unserem sozialen Leben? Schliesst ein zeitintensives online-Socialising eine gesunde offline-Integration aus? Verdrängen virtuelle Kontakte die realen?

Eine kleine Geschichte des Journalisten Jon Lockton spricht zur Sache:

"Last year, a friend of my brother met a young lady at a local bowling alley. They spent a few hours together with a group of friends, bowling and eating. When the night came to an end, my brothers friend decided to ask the girl out to dinner. The girl replied, “I don’t go out with anyone unless I’m friends with them on facebook, so friend me on facebook!” Now, you may think she was trying to let him down gently without completely turning down his offer for dinner, but this was not the case. He actually took her out to dinner, after befriending her on facebook of course!"
(www.thehalsreport.com).

Diese kleine Episode klingt nicht wirklich nach Verdrängung realer Kontakte durch facebook & Co - am Schluss geht das Pärchen zusammen essen, wie es Pärchen seit Ewigkeiten tun. Aber etwas wird deutlich: Ein paar Regeln scheinen sich geändert zu haben. Und das kann man ja im eigenen Umfeld jeden Tag beobachten: Social Networks beeinflussen das persönliche Miteinander derer, die darin aktiv sind.

Diesen Effekt präzisiert eine vor wenigen Jahren durchgeführte empirische Studie ("The Benefits of Facebook "Friends:" Social Capital and College Students' Use of Online Social Network Sites", Ellison, Steinfield, Lampe 2007) und stellt einen klaren Zusammenhang zwischen on- und offline-Socialising her: Studenten mit intensiver Facebook-Nutzung scheinen auch im realen Leben über ein breiteres und festeres soziales Netz als andere zu verfügen (!). Insbesondere wirkt sich die hohe online-Integration positiv auf das sogenannte "bridging social capital" aus, also dem (eher losen, aber breiten) Verbindungsaufbau zu unterschiedlichen und andersartigen und Menschen und Gruppen. Weniger von der online-Integration abhängig: intensive und tragfähige Beziehungen zu engen Freunden und Familienmitgliedern - sogenanntes "bonding social capital". Und ein weiteres Finding der Studie: Wer sich im realen Leben nicht traut, seinen Nachbarn anzusprechen, der traut sich vielleicht per facebook. Soziale Netzwerke senken Hemmschwellen und Barrieren. Das schafft neue Möglichkeiten für alle.

Was kann man also lernen?

Erstens: Keine Vorurteile gegen Facebook-Dauernutzung - sie muss uns nicht zwingend zur inneren Vereinsamung führen (ok, es müssen ja nicht gerade 16 Stunden Farmville am Tag sein...).
Zweitens: Wenn die online-Aktivitäten nicht irgendwann dazu führen, positive soziale Effekte in der offline-Welt zu bewirken, machen wir bei ihrer Anwendung etwas falsch.
Und drittens: Für intensive und enge Beziehungen braucht es auch weiterhin nicht zwingend das Internet...!

 

Beste Grüsse & ein schönes Weekend,

Frank