CROWDWERK-Blog

omanet's Freitag am 2.12.2011

Einen schönen guten Freitag Nachmittag

Endlich wieder Zeit für den Wochenrückblick - und für mehr, denn: Es soll ja hier nicht um das eine oder andere nette Beispiel für rührige Crowdsourcing-Aktivitäten gehen. Als Beweis sozusagen, dass dieses Thema "noch lebt". Es geht auch nicht darum, etwas herbeizureden, ohne das diese Plattform hier überflüssig wäre. Eine Art Legitimation der eigenen Existenz quasi.

Nein, es geht um mehr. Es geht darum zu zeigen, dass einige neue Dinge passsieren, weil sie passieren müssen! Weil alles andere nicht effizient wäre - und nicht Effizientes nicht überlebt. Es geht darum zu zeigen, dass wir das eine oder andere künftig anders machen müssen, weil andere das schon tun - und was dabei herauskommt einfacher, günstiger und besser ist.

Ein fiktives Beispiel: Das Baudepartement der Stadtverwaltung will dreimal täglich den Verkehrsfluss an fünf kritischen Baustellen der Stadt erheben, um bei Bedarf Verbesserungsmassnahmen ergreifen zu können. Ein Fahrzeug (jährliche Kosten aus Abschreibung, Unterhalt und Betrieb CHF 20'000) wird mit zwei Mitarbeitenden bepackt (jährliche Kosten inkl. Sozialleistungen, Infrastruktur usw. zusammen CHF 150'000) und losgeschickt. Bei 200 Arbeitstagen im Jahr, fünf Baustellen und drei Touren am Tag macht das runde CHF 57 für den einzelnen Zustandsbericht je Baustelle. 57 Franken um zu erfahren, was tausende Passanten, Fahrradfahrer und Autofahrer vor Ort schon lange wissen? Klingt - genau betrachtet - teuer. Und dabei ginge auch anders: Einen Auftrag bei der Community von Streetspotr.com platzieren, zum vereinbarten Zeitpunkt Fotos von der Baustelle machen. Zu haben für rund 5 Franken pro Einsatz - Kosteneinsparung: gute 90%, reduzierte Umweltbelastung noch nicht eingerechnet. Ein überzeugendes Beispiel für Microtasking - einer Spielart des Crowdsourcing. Wie lange werden da die Wagen des Baudepartements noch durchhalten?

Ein anderes Beispiel: Im Grunde genommen haben die Beatles einfach Glück gehabt, dass sie irgendjemand unter Vertrag genommen hat, damals, 1962. Bei der Plattenfirma Decca war man sich relativ schnell einig: "Uns gefällt ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern". Wäre nicht EMI noch um die Ecke gekommen - was wäre musikalisch aus den 60ern geworden? Das Problem dabei: Tatsächlich floppt heute eine von hundert Bands, selbst wenn den Label-Oberen ihr Sound gefällt. Aber wer kann schon vorhersehen, was die Leute hören wollen? Dieses Problem, als einzige nicht zu wissen, was die da draussen schon lange wissen, kostet die Musikindustrie jährlich Millionen. Eigentlich nicht nötig - auch hier ginge es anders: Bei sellaband.com investiert eine Community von bereits 80'000 Usern direkt in Start up-Bands - und zeigt damit sehr klar, auf wen Geld gesetzt werden sollte und auf wen nicht. Auswahl der richtigen Projekte und Risikoreduktion bei deren Realisierung - der grosse Nutzen von Crowdfunding, einer weiteren Spielart des Crowdsourcing.

Drittes Beispiel: Früher lagen in den Regalen der Marketingabteilungen dicke Bücher herum, mit deren Durchblättern man reihenweise Arbeitstage herumbrachte: sogenannte Photostock-Verzeichnisse. Agenturen hatten hier die Fotografien ihrer Vertragskünstler zusammengefassst - zu beziehen für mindestens vierstellige Beträge und selten lizenzfrei (das heisst: Zusatzkosten für jede weitere Nutzung). Dass ambitionierte Hobbyfotografen Sonnenuntergang am Strand, Verliebte unter Palme und New York by Night ähnlich gut einfangen konnten, war schon damals so. Nur wusste es keiner. Auch das ist glücklicherweise heute anders: de.fotolia.com, istockphoto.com und andere Plattformen stellen unendlich grosse Pools von Fotografien aller Art, Sorte und Güte zur Verfügung, die - meistens lizenzfrei - für ein paar Dollar heruntergeladen und eingesetzt werden können. Auch hier, beim Creative Crowdsourcing, wird lediglich genutzt, was eigentlich schon lange da ist. Zugänge werden geschaffen, Barrieren abgebaut. Das Besondere in diesem Fall: Die Veränderung ist weitgehend durch undie Branche kräftig geschüttelt. Photostock-Bücher liegen auf jeden Fall keine mehr herum...

Drei Beispiele, neben dem ohnehin schon weitverbreiteten open Innovation-Ansatz, die zeigen, wohin die Reise zu gehen scheint. Man kann es mögen oder nicht: Crowdsourcing - also der Zugang zu Wissen, Arbeitskraft und Finanzen der Massen - kommt, weil technische Barrieren verschwinden. Was bedeutet das für die Arbeitswelt in 10 oder 20 Jahren? Schwer zu sagen - sie wird auf jeden Fall anders sein...!

Was nicht heisst, dass die technischen Treiber dahinter immer auf Anhieb funktionieren...:

goddam-skype

So lange es also noch irgendwas zu verbessern gibt: bleiben wir dran...!

Beste Grüsse,

Frank

 

 

 

 


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omanet's Freitag am 25.11.2011
 

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