Wer in der erfreulichen Lage ist, die Frage nach seinem Beruf mit "Crowdsourcer" beantworten zu können, ist grundsätzlich auch in der weniger beneidenswerten Situation die darauf folgende Frage schon vorher zu kennen:

"Ach ja - und was für Projekte finanziert Ihr?"

Den Crowd-Begriff haben die meisten inzwischen schon gelegentlich gehört - und immer hatte er irgendwas mit Geldeinsammeln zu tun. Der Stromberg-Film kommt einem dabei vielleicht in den Sinn oder irgendwelcher Nachwuchsbands, die ihre erste CD auf diese Weise finanziert haben. Ergo: "Crowd" hat immer irgendwas mit Geld zu tun.

Falsch natürlich, weil "Crowd" nichts anderes bedeutet als "Crowd" im Englischen eben bedeutet: eine grosse Anzahl Menschen. Und paradox obendrein, weil Crowdfunding gemäss der reinen Lehre eine Untergruppe des Crowdsourcing darstellt: neben dem Beschaffen von Ideen, Erfahrung, Wissen oder künstlerischer Leistung den Bereich nämlich, in dem es um das schnöde Geld geht.

Womit die Begriffe geklärt sein sollten: Crowdfunding ist ein Teil des Crowdsourcing ist ein Teil der Sharing Economy. Definitionen dazu sind in laufender Überarbeitung - beispielsweise hier: http://bit.ly/1RweqRS

Bleibt die Frage, ob das zusammenpasst. Anders gefragt: Macht es Sinn wenn verschiedene Crowdsourcing-Plattformen zusammenspannen und gemeinsam ihre Leistungen anbieten? Ideensuche und künstlerische Leistung beispielsweise? Oder - wie bei der jüngst angekündigten Partnerschaft der Plattformen www.Projektstarter.ch und www.omanet.org - Wissensarbeit und Geldbeschaffung?

Auf den ersten Blick ist Skepsis angesagt: Jedes Modell benötigt eine massgeschneiderte Community, die genau um den jeweiligen Fokus herumgebaut ist. Solche unterschiedlichen Communities unbesehen zu mischen bedeutet, ihnen Ausrichtung und Fokus zu nehmen. Das kostet Qualität und Leistungsfähigkeit und kann nicht im Interesse der Betreiber liegen.

Potenzielle Kunden der Plattformen haben freilich eine andere Sicht darauf: Ein Unternehmen beispielsweise braucht zuerst gute Ideen für ein neues Produkt, dann kreative Entwürfe für Design und Verpackung, anschliessend fundiertes Wissen zur Markteinführung und schliesslich ordentlich Geld für die Lancierung. Was dem Kunden dabei dienlich wäre: Eine Übersicht der bestehenden Anbieter, gleichbleibend hochwertige Abwicklung und reibungslose Schnittstellen zwischen den beteiligten Plattformen.

Und da kann die Partnerschaft verschiedener Anbieter plötzlich doch Sinn machen: Weil eine durchgängige Zusammenarbeit der beteiligten Communities über verschiedene Projektphasen hinweg echten Mehrwert bringt. Wenn, wie im Beispiel omanet/Projektstarter, Ideen in der einen Community bewertet, diskutiert und weiterentwickelt werden können - um dann in der andern Community finanziert zu werden. Und wenn dann noch gute Links zu Brainstormern, Grafikern, Designern oder Textern bestehen, bleiben nicht mehr viele Wünsche offen.

Es scheint also durchaus Sinn zu machen, wenn sich die einen oder anderen Crowdsourcer zusammentun. Wobei einzelne Partnerschaften vielleicht nur der Anfang zur Bildung echter Problemlösungs-Netzwerke sind. Wir werden's sehen.

Um die Finanzierung muss man sich dabei erfreulicherweise keine Sorge machen. Denn soviel wissen wir:

"Crowd" hat immer irgendwas mit Geld zu tun.